In den Anfängen meiner Koaxzeit hatte ich mich mal intensiver mit den verschiedenen Elektromotoren und Rotorblättern beschäftigt. Dazu hatte ich einen Messstand, der IMHO eigentlich gar nicht so ungeschickt war, aufgebaut, und die Motoren und Rotoren vermessen. Aber irgendwie habe ich das nie wirklich zu Ende gebracht. Im Zuge der Auswertung der Daten hatte ich allerdings das Problem, dass die elektromotorische Konstante für die Spannung () und das Drehmoment () in den Motorgleichungen,
, (Gl. 1)
, (Gl. 2)
leicht aber signifikant unterschiedlich waren (manche nennen und auch „Generatorkonstante“ und „Drehmomentkonstante“). In der (zumindest auf dem Web verfügbaren) Literatur findet man eigentlich immer angegeben, und so fragte ich mich natürlich, bzw in diesem Thread bei RCLine, was der Grund des Unterschieds wohl sein könne. Die einfachste Antwort wäre natürlich Messfehler, klar. Aber diese Antwort wäre nur dann so klar, wenn immer gelten würde, und das wiederrum fände ich schon eine verblüffende Tatsache.
Im genannten Thread selber kam bis auf die Aussage, dass man im Allgemeinen davon ausgehen dürfe/solle das sei, nicht viel mehr, also machte ich mich auf die Suche nach einen Beweis, mit der Hoffnung dass sich wie üblich bei solchen Unterfangen auch aufklärt unter welchen Bedingugen eigentlich tatsächlich gilt. Ich habe einen recht allgemeinen Beweis gefunden, aber leider sagt der natürlich nichts darüber aus ob es nicht noch einen viel allgemeineren Beweis gibt, also noch viel allgemeiner gilt. Tja, also, wer einen allgemeineren Beweis kennt, bitte posten :-).
Mein Beweis war etwas unständlich, deswegen hatte ich ihn nicht gepostet (und wen ausser mir interessiert das auch schon noch :-)), aber das Ergebnis habe ich in diesem Post zusammengefasst (leider mit einem kleinen Fehler in der dortigen Gl. (1)), will das aber hier auch nochmal machen:
Das Drehmoment ist eigentlich ein Vektor und hängt vom momentanen Winkel des Rotors ab, . Genauso hängt der magnetische Fluss vom Winkel des Stators/Rotors ab, . Was ich nun zeigen konnte ist dass die Komponente des Drehmoments entlang der Drehachse des Stators/Rotors gleich dem Strom mal der Ableitung des Flusses nach dem Winkel ist. Also, bezeichnet man die Drehachse als und die Komponente des Drehoments entlang der Drehachse als , dann ist
, (Gl. 3)
und mein Ergebnis schreibt sich dann als
. (Gl. 4)
Die einzigen Annahmen die ich dabei machen musste sind:
1) das Magnetfeld (des Stators) hängt nicht von der Zeit ab
2) die Geometrie (des Rotors) verändert sich nicht.
Effekte wie z.B. Ummagnetisierungsverluste oder wenn Wicklungen wackeln, etc., sind also nicht berücksichtig, bzw. würden zu Abweichungen von führen (wenn mein Beweis der Allgemeinste wäre).
Von diesem Ergebnis kommt man dann zu den obigen Motorgleichungen, indem man bedenkt dass eine Drehung des Motors bedeutet dass sich der Winkel mit der Zeit ändert, , und für die induzierte Spannung gilt
. (Gl. 5)
(ein „-“ Zeichen kommt hier nicht vor da diese Spannung als „Verbraucher“ betrachtet wird, Stichwort „Verbraucherzählpfeile“). Für eine periodische Drehung lassen sich dann die Differentialgleichungen für den Motor (siehe z.B. hier),
, (Gl. 6)
, (Gl. 7)
über eine Periode integrieren, und mittels dem Induktionssatz erhält man dann die obigen Motorgleichungen, wenn die Grössen , , , und als die Zeitmittelwerte über eine Periode verstanden werden (dieser Beweisweg gilt ganz allgemein, und ist damit allgemeiner als der in diesem Post vorgeschlagene). Im einfachsten Fall könnte man sich z.B. eine konstante gleichförmige Drehbewegung vorstellen, also , aber dies ist nicht nötig, d.h., die kleinen Schwankungen in der Drehbewegung sind explizit mit berücksichtigt und verfälschen das Ergebnis, die Motorgleichungen (1) und (2) nicht.